“Für mich ist klar, dass Edward Whymper diese Situation für sich geschönt hat.” Reinhold Messner
“Die Leute kennen nur diese Geschichte.” Reinhold Messner
Die Erstbesteigung des Matterhorns
Am 14. Juli vor 150 Jahren endete eine der waghalsigsten und dramatischsten Erstbesteigungen der Alpinismusgeschichte in einer Tragödie: Der Engländer Edward Whymper, von Zermatt aus aufgebrochen, erreichte den Gipfel des 4478 Meter hohen Matterhorns vor seinem von Italien her aufsteigenden Herausforderer Jean-Antoine Carrel. Doch beim Abstieg stürzten vier Mitglieder der von Whymper geführten siebenköpfigen Expedition in den Tod – nach einem Seilriss. Trotzdem gelang es Whymper danach, sich mit seiner Version des Matterhorn-Dramas als heroischer Alpinist in der Weltöffentlichkeit zu etablieren, obschon Umstände und Schuldfrage des Absturzes bis heute nicht geklärt sind.

“Nur weil Vater Taugwalder, das Seil um einen Felszacken gelegt hatte, war das Ganze überhaupt rettbar.” Reinhold Messner
“Dieser Vorwurf ist ein Verbrechen, der an den Taugwalders hängenblieb.” Reinhold Messner
Peter Taugwalder senior
Der begnadete Zermatter Bergführer Peter Taugwalder senior war eine Schlüsselfigur in der Whymper-Seilschaft. Nur dank dessen bergsteigerischer Klasse gelang dem ehrgeizigen Whymper die historische Matterhorn-Begehung überhaupt. Aber: Genau unterhalb von Taugwalder riss das Seil, so dass er den Todessturz der ausgerutschten Kameraden nicht zu verhindern vermochte – und ihm Whymper in seinem legendären Buch über die Erstbesteigung die Hauptverantwortung für den tragischen Ausgang anlasten konnte. „Die Öffentlichkeit kennt nur Whympers Version, und für mich ist klar, dass er diese Situation geschönt hat“, sagt die Südtiroler Bergsteiger-Legende Reinhold Messner. Peter Taugwalder litt Zeit seines Lebens an der Last der tragischen Matterhorn-Erstbesteigung.

“Ich habe mich immer schon gefragt, ob sich wirklich alles so zugetragen hat.” Matthias Taugwalder
“Dies war der Grund, mich auf die Suche nach Antworten zu machen.” Matthias Taugwalder
150 Jahre danach
Was bleibt nach 150 Jahren? Lassen sich die Umstände des Unglücks noch rekonstruieren? Der Zermatter Multimedia-Journalist Matthias Taugwalder, Fotograf spektakulärer 360-Grad-Panoramabilder von Alpengipfeln, ist ein direkter Nachfahre des berühmten Bergführers. Zum 150-Jahr-Jubiläum hat er seine intensive Recherche gestartet mit dem Ziel, genauer zu erfahren, was bei der Erstbesteigung wirklich geschah. Er interviewte Nachkommen der Erstbesteiger und dank der Digitalisierung sichtete er bisher unentdecktes, internationales Archivmaterial, das neue Einblicke in die alpinistische Pioniertat und das Leben seiner Vorfahren erlaubt.