Vorgeschichte
Die erste Landung auf dem Mond durch die Apollo 11 Mission war und bleibt zweifelsohne eines der grossen Ereignisse des 20. Jahrhunderts. Im Zuge der Mission betraten Neil Armstrong und Buzz Aldrin als erste Menschen den Mond und entrollten die amerikanische Flagge.
«Die Schweizer Flagge
stand als erste auf dem Mond.»
Was bisher von der Öffentlichkeit aber unbeachtet blieb: Mit an Bord war auch ein Experiment der Universität Bern, das genau genommen davor „gehisst“ wurde.
«Dieses Experiment war eigentlich eine einfache Sache – aber gerade deshalb war es so genial.» Prof. em. Dr. Hans Balsiger
Dass die Schweiz bei der Mondlandung von 1969 überhaupt eine Rolle spielte, war eher ein Zufall: Der spätere ETH-Professor Peter Signer arbeite in den 1960er Jahren als junger Physiker an der Universität Minneapolis. Ein Arbeitskollege fragte Signer an, ob er ihn für ein Jahr in einer Kommission in Washington vertreten könne.
Was Signer damals nicht wusste: Es handelte sich dabei um eine Gruppe von sieben Leuten, die festlegte, was für Experimente die Astronauten auf dem Mond durchführen und was für Proben sie heimbringen würden.
«Eine riesige Knacknuss war die Gewichtsvorgabe von einem Pfund.» Dr. Jürg Meister
Signer erzählte seine Idee während seines nächsten Schweiz-Aufenthaltes den Physikprofessoren Johannes Geiss und Peter Eberhardt von der Universität Bern. Die Idee war geboren: Ein Sonnensegel aus Alufolie, das Teilchen von der Sonne auffangen sollte. Mit dem Experiment erhoffte man sich die Zusammensetzung des Sonnenwindes weiter zu erforschen.
Das Solar Wind Composition Experiment (SWC) der Universität Bern war im Grunde eine Art Rollo aus Alufolie, das an einer Stange befestigt war. Die Alufolie sollte während der Zeit auf der Mondoberfläche von der Sonne ausgestrahlte Teilchen auffangen.
Idee
«Das brauchte viel Überzeugungskraft und sehr viel diplomatisches Geschick, aber Johannes Geiss hat es geschafft.» Prof. em. Dr. Hans Balsiger
Das Experiment benötigte keinen Strom und war sehr leicht, was die Amerikaner dazu veranlasste das Berner Sonnensegel mit auf den Mond zu nehmen.
Da die Zeit knapp war und möglichst viele dieser Teilchen gesammelt werden mussten, sollte das Experiment kurz nach der Landung auf dem Mond ausgerollt und kurz vor dem Abflug wieder eingesammelt werden.
Über mehrere Monate hinweg wurde nun das Experiment in Bern in Rücksprache mit dem Astronauten Don Lind schrittweise entwickelt und verfeinert.
Liftoff!
Am 16. Juli 1969 hob die 2940 Tonnen schwere Saturn Rakete von Cape Canaveral in Florida ab. Zwölf Minuten später erreichte sie planmässig die Erdumlaufbahn, nach anderthalb Erdumdrehungen zündete die dritte Raketenstufe, die das Raumschiff von Apollo 11 auf Kurs Richtung Mond brachte.
Der Flug zum Mond

Das Timing für die verschiedenen Abläufe und Zündungssequenzen musste genau auf die Umlaufszeit des Mondes abgestimmt werden.
Landung
«Als die Mondfähre landete, war mein Vater extrem nervös» Jana Geiss, Tochter von Johannes Geiss
«That’s one small step for a man, one giant leap for mankind!» Neil Armstrong
Aldrin und Armstrong stiegen in die Kapsel der Mondlandefähre um, trennten sie vom Mutterschiff und leiteten die Landesequenz ein. Kurz darauf landeten die Astronauten auf dem Mond.
Nach rund 4 Tagen war nun der grosse Moment gekommen: Am 21. Juli 1969 um 03:56:20 Uhr frühmorgens (Schweizer Zeit) betrat Neil Armstrong als erster Mensch den Mond. Über 600 Millionen Menschen verfolgten diesen Moment an ihrem Fernseher. Er sprach dabei seine berühmten Worte, die in die Geschichte eingehen sollten.
Rund 20 Minuten nach Armstrong betritt auch Buzz Aldrin die Mondoberfläche. Noch bevor die amerikanische Flagge entrollt ist, entrollt er das Sonnensegel der Universität Bern. Die Schweizer Forscher verfolgten den Moment am Fernseher.
Erkenntnisse
«Dort oben liegen fünf Stative, die ich in meinen Händen hielt – das ist schon besonders» Dr. Jürg Meister
Die aufgesammelten Sonnenteilchen wurden zurück in Bern aufgeheizt und auf die darin enthaltenen Edelgase untersucht. Daraus konnte man anschliessend die Zusammensetzung der von der Sonne ausgestrahlten Edelgase bestimmen. Mit der Untersuchung dieser Gase traf man später Rückschlüsse auf die Zusammensetzung des Sonnenwindes.
Zwar führten die Forschungsergebnisse nicht direkt zu bahnbrechenden Erkenntnissen. Allerdings konnten in Kombination mit anderen Experimenten neue Erkenntnisse über die Entstehung des Sonnensystems gewonnen werden. So stellte sich heraus, dass der Anteil des schweren Wasserstoffs auf der Sonne nicht gleich gross war wie auf der Erde. Das Experiment wurde bei jeder der auf Apollo 11 folgenden Mondmissionen wiederholt. Allerdings mit einem kleinen Unterschied: Das Segel wurde erst nach der amerikanischen Flagge auf dem Mond gehisst.
Die «Moonwalker»: Einer der exklusivsten Clubs der Welt
Die 12 Astronauten der Apollo-Missionen (Apollo 11, 12, 14, 15, 16 und 17) sind bis heute die einzigen Menschen, die einen Fuss auf den Erdtrabanten setzten.
Nachwirkungen
Während die Apollo-Astronauten in den USA als Helden gefeiert wurden, blieb die Beteiligung der Universität Bern am Projekt von der Öffentlichkeit grösstenteils unbemerkt. Nach Apollo 11 folgen noch 6 weitere Mondmissionen, 5 davon erreichten die Mondoberfläche.
Die Universität Bern baute in der Folge an die Apollo Missionen während mehr als drei Jahrzehnten Experimente für Raumsonden. Durch die Verfügbarkeit von leistungsstarken Raketen verlagerte sich der Schwerpunkt immer mehr ins Weltall. Die Berner Forscher trugen mit massgeschneiderten Massenspektrometern zu mehreren Raumsonden bei. Bern wurde nicht zuletzt aufgrund des Erfolgs der Mondmissionen zu einem Hotspot für Weltraumforschung.
50 Jahre danach
50 Jahre nach der Mondlandung scheint der Mond populär wie nie. Im Januar 2019 landete China auf der Rückseite des Monds seine Sonde «Chang’e 4». Noch in 2019 soll eine weitere chinesische Mission folgen, bis 2030 soll der erste «Taikonaut» den ersten Fuss auf den Mond setzen.
«Wir werden nicht nur unsere Flagge aufstellen und Fußabdrücke hinterlassen, wir werden ein Fundament schaffen für eine folgende Mission zum Mars und vielleicht auch eines Tages zu vielen weiteren Welten» Donald Trump
Auch US-Präsident Donald Trump möchte bis 2024 wieder US-Astronauten auf dem Mond sehen. Das Projekt soll rund 25 Milliarden kosten, die Finanzierung ist ungewiss.
Viel wahrscheinlich ist aber, dass zuerst kommerzielle Anbieter mit weiteren Missionen auf dem Mond landen. Das deutsche Unternehmen PTScientists will 2021 im Rahmen der «Mission to the Moon» mit seinem Landgefährt «Alina» zur Landestelle von Apollo 17 zurückkehren. Es geht dabei weniger um die Forschung, als mehr um eine wirksame PR-Aktion. Mit Audi und Vodafone sind finanzkräftige Sponsoren an Bord, die ganze Mission wird von RedBull weltweit live übertragen und medienwirksam inszeniert.
Viele dieser privaten Mondmissionen stehen finanziell auf wackligen Beinen. Die Forschung steht dabei eher im Hintergrund. Vielmehr geht es darum, den Zugang zum Mond zu privatisieren und sich im wachsenden, vielversprechenden Markt der Weltraummissionen und des Weltraumtourismus strategisch gut aufzustellen.
Quiz
Wann wurde der Mond zum ersten Mal betreten?
© NASA
Am 21. Juli 1969 betrat Neil Armstron als erster Mensch den Mond.
Wie weit ist die Erde vom Mond entfernt?
© NASA
Die Erde ist 384'400 km vom Mond entfernt.
Wie lange waren die Astronauten vom Start bis zur Landung auf dem Mond unterwegs?
© NASA
Die Crew der Apollo 11 Mission war 4 Tage bis zum Mond unterwegs.
Was gibt es auf dem Mond nicht?
© NASA
Auf dem Mond gibt es keine Atemluft.
Wie heisst die Mondfähre, mit der Apollo 11 auf dem Mond landeten?
© NASA
Die Landefähre hiess Eagle.
Wie heisst die Stelle, an welcher Apollo 11 landete?
© NASA
Apollo 11 landete in der Nähe von Mare Tranquillitatis.
Wie viele Menschen waren schon auf dem Mond?
© NASA
Ingesamt betraten bis heute nur 12 Menschen den Mond.
Quellen
- https://www.welt.de/print/die_welt/wirtschaft/article193252495/Deutsche-Mondlandung-2021-geplant.html
- https://ptscientists.com/taking-europe-to-the-moon-and-sparking-a-lunar-economy/
- https://www.faz.net/aktuell/wissen/weltraum/china-gelingt-mondlandung-auf-der-rueckseite-15969973.html
- https://www.srf.ch/kultur/wissen/wochenende-wissen/neuer-wettlauf-zum-mond-wer-schafft-es-als-naechstes-auf-den-mond
- https://www.srf.ch/kultur/wissen/wochenende-wissen/50-jahre-mondlandung-vor-der-us-flagge-wehte-ein-schweizer-segel-auf-dem-mond
- https://www.swissinfo.ch/ger/wissen-technik/astronomie_das-schoene-mondspielzeug-aus-bern/45027664
- https://www.uniaktuell.unibe.ch/2019/wie_bern_auf_den_mond_kam/index_ger.html
- https://www.nau.ch/news/schweiz/schweizer-flagge-war-bei-der-mondlandung-zuerst-da-65465938
- https://de.wikipedia.org/wiki/Apollo_11
- https://www.tagesanzeiger.ch/wissen/technik/wahnsinnig-schoen-und-einfach/story/13844185
- https://www.derbund.ch/bern/als-die-mondfaehre-landete-war-mein-vater-extrem-nervoes/story/31562600
- https://m.derbund.ch/articles/23525680
Bildmaterial
Video Jürg Meister: © Jan Derrer / Tamedia
Video Interview Forscher: © Universität Bern
Trailer MTTM: © Audi / Mission to the Moon.
Restliches Bildmaterial: © NASA
Umsetzung
WordPress mit AESOP Story Engine, http://www.aesopstoryengine.com
Eine Arbeit im Rahmen des Studiums New Media Journalism
Matthias Taugwalder, 24. Juni 2019 – info@matthias-taugwalder.com